Verkehrssicherheit verschlechtert! 38% mehr Unfälle im Kiez

Es ist nun amtlich. Der Senat hat aktuelle Zahlen über die Entwicklung der Verkehrssicherheit veröffentlicht. Demnach bestätigt sich das, was wir als Anwohnende tagtäglich längst merken: Die Verkehrssicherheit im Kiez hat sich deutlich verschlechtert. Die Unfallzahlen sind drastisch nach oben gegangen.

VU-Kategorie20.04.22 –
19.04.23
20.04.23 –
19.04.24
Veränderung
VU mit Getöteten000
VU mit Schwer-verletzten16+500%
VU mit Leicht-verletzten1720+18%
schwere VU mit Sachschaden*01
sonstige VU unter Einfluss von Rauschmitteln20
alle übrigen VU137189+38%
Gesamt157216+38%
Entwicklung der Unfallzahlen
*Straftat oder Ordnunswidrigkeit mit Bußgeld, mind. ein Auto nicht fahrbereit (auch unter Alkohol)

Die Dunkelziffer ist hoch. Unter der Berücksichtigung, dass viele Anwohnende Sachbeschädigungen an Autos mit Fahrerflucht, die von einer Versicherung nicht übernommen werden, gar nicht erst der Polizei melden, kann man davon ausgehen, dass diese Zahlen deutlich darüber liegen müssen.
Untersuchungsraum Sodener Straße, Zoppoter Straße, Dillenburger Straße, Helgolandstraße, Wiesbadener Straße, Breite Straße, Schlangenbader Straße.

Zwar sagt der Senat, dass „ein Sachzusammenhang zwischen der Tunnelsperrung und der Unfalllage im Nahbereich des Schlangenbader Tunnels nicht hergeleitet werden“ könne. Was man bei dieser Formulierung aber überliest: Das liegt nicht etwa daran, weil es diesen Zusammenhang nicht gibt. Es ist lediglich unmöglich, hierzu Angaben zu machen.
Zum Einen müsste die Polizei Unfallbeteiligte fragen, ob diese die gewählte Strecke nur deshalb gefahren sind, weil der Tunnel gesperrt ist. Die Frage wird aber erst gar nicht gestellt, weil sie nicht bzw. nicht wahrheitsgemäß beantwortet werden muss.
Außerdem wäre ein Kausalzusammenhang auch dann vorhanden, wenn beispielsweise ein Fahrzeug zwar bei geöffnetem Tunnel diese Strecke gewählt hätte, der Unfall aber dem erhöhten Verkehrsaufkommen zuzuschreiben ist. Auf diesen (fehlenden) Kausalzusammenhang sind wir bereits im vergangenen Jahr von der Polizeidirektion 26 aufmerksam gemacht worden und hatten das an dieser Stelle erläutert.
Dass die Tunnelsperrung also zu einer drastischen Verschlechterung der Verkehrssituation geführt hat, lässt sich nun eigentlich nicht mehr leugnen. Eigentlich. Denn es gibt leider immer noch Menschen, die das nicht wahrhaben wollen.

2 Gedanken zu „Verkehrssicherheit verschlechtert! 38% mehr Unfälle im Kiez“

  1. Ich denke die Zahlen sind schwer zu vergleichen, da 2022 noch eine Reduktion des Verkehrs aufgrund der Corona-Pandemie einen Einfluss hatte. Um wirkliche Vergleichbarkeit zu erreichen sollte man die Zahlen von 2024 und 2019 vergleichen.
    Nichtsdestotrotz: Selbst 1 Unfall mit Schwerverletzten ist nicht hinnehmbar. Man merkt, dass die Infrastruktur noch aus den 70ern stammt, in denen die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern nicht wirklich von Bedeutung war. Ob die Reaktivierung des Tunnels das allerdings beheben wird…?

    1. Es wäre bei dem Thema (wie auch bei anderen) schön, wenn man auf Fakten zurückgreift, so sie vorhanden sind. Die Verkehrsmengen waren im Vergleichsjahr nicht Pandemie bedingt reduziert. Dazu gibt es Daten. Wenn sich nun nachweislich die Verkehrsbelastung im Vergleichszeitraum mit der Tunnelschließung sich drastisch erhöht hat und die Unfallzahlen sich ebenfalls drastisch erhöht hat, kann man natürlich versuchen, Theorien zu entwickeln, dass das wirklich gar nichts mit der Tunnelschließung zu tun hat. Nur muss man sich die Frage stellen, welche Aspekte da die eigene Motivation umfassen und welche Aspekte sogar ausgeblendet werden. Verkehrssicherheit allgemein kann jedenfalls genauso wenig Teil der Motivation sein, wie speziell die Sicherheit von Radfahrern, Fußgängern, vulnerablen Verkehrsteilnehmern! Selbst wer sich zur „Radfahrerfraktion“ zählt und sogar dann, wenn man die Sicherheit von Fußgängern ignoriert, kann mit der jetzigen Situation nicht zufrieden sein. Denn ebenfalls nachweislich ist die Zahl der Radfahrenden sogar zurückgegangen! Das heißt die offiziellen Zahlen spiegeln genau das wider, was Anwohner tagtäglich wahrnehmen.

      Es ist an der Zeit, dass das zur Kenntnis genommen wird! Es entscheidet sich auch spätestens jetzt, ob die eigene Haltung wirklich für Verkehrssicherheit, für Fußgänger, für Radfahrende ist, oder eher / ausschließlich gegen Auto. Bei den Erwägungen sollte man dann auch überlegen, was das mit Menschen macht, deren persönliche Sicherheit im Straßenverkehr tagtäglich gefährdet wird, mit denen dann aber so umgegangen wird. Das schließt übrigens auch ein zu erleben, dass Menschen, Nachbarn ein Problem für erledigt erklären, weil der eigene Straßenabschnitt befriedet wurde, und ignorieren, dass andere nur 50 Meter weiter den täglichen Wahnsinn erleben.
      Kleiner Funfact an der Stelle: Die Autobahnüberbauung wurde (ebenfalls nachweislich) errichtet, um die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrenden zu erhöhen. Sie hat 50 Jahre lang allen Anwohnenden rechts und links davon Dreck und Lärm weggehalten. Anwohnende, die schon in den 70ern hier im Kiez gelebt haben, und nicht Vergangenheit verklären, wissen das.
      Abschließend: es ist nicht ein Unfall mit Schwerverletzten, sondern es sind sechs!

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