Wir wollten ein Zeichen setzen für sichere Schulwege: Eine Menschenkette mit ganz viel Radau und Lärm, um auf die prekäre Verkehrslage in unserem Kiez aufmerksam zu machen!
Womit wir allerdings nicht gerechnet haben, ist das politische Klima, mit dem unsere Aktion konfrontiert wurde. Öffentliche Träger haben Bedenken bezüglich einer offiziellen Teilnahme geäußert. Manche wollten damit kreativ umgehen, weil Ihnen die Sache wichtig ist. Andere waren eher zögerlich. Letztlich hat sich herausgestellt, dass die Schulaufsicht Charlottenburg-Wilmersdorf gegen die Aktion interveniert und die Teilnahme offiziell als Schulpflichtverletzung wertet. Damit befinden wir uns in einem potenziell bußgeldbewehrten Bereich und in hoher Eskalationsstufe.
Diese Aktion sollte den Verkehrsteilnehmern, der Öffentlichkeit, Verwaltung und Gremien die Ernsthaftigkeit der Gefahr durch die Zunahme an Verkehr im Kiez deutlich machen. Dies umso dringlicher, als dass es im Kontext der Verkehrssituation vor kurzem einen schweren Unfall gegeben hat, durch den eine Jugendliche auf die Intensivstation gekommen ist.
Vorbild für unsere Aktion waren andere Kieze in Berlin, wo Schulen und/oder Kitas, unterstützt von den Behörden, mit kreativem Engagement auf Problemlagen aufmerksam gemacht haben. Dort konnte zum Teil wirklich
etwas bewirkt und damit Verkehrssicherheit und Lebensqualität verbessert werden. Das liegt auch daran, dass diese Aktionen nicht in irgendwelche Randzeiten verlegt wurden, sondern dann und dort stattgefunden haben, wann und wo jene Verkehrsteilnehmer unterwegs sind, die Teil des Problems sind. Solche Aktionen funktionieren aber nur, wenn das Klima dafür bereit ist und Veränderung / Bewegung und ein gemeinsames Miteinander auch erwünscht sind.
Die Verantwortlichen unseres Bezirks scheinen dazu noch nicht bereit zu sein. Das steht im Gegensatz zum Nachbarbezirk Tempelhof-Schönebergs, wo es u.a. eine Ortsbegehung des Stadtrats gegeben hat wegen der verschärften Sicherheitsproblematik auf Schulwegen. Offensichtlich ist man „bei uns“ sehr fokussiert darauf, eher Gründe zu sehen, nicht tätig zu werden oder denkt, es nicht zu können. An dieser Stelle möchten auch wir auf einen verwaltungsrechtlichen Rahmen hinweisen: Der Bezirk verwendet gerne als Erklärung die Formulierung, der Senat sei zuständig. Transparenz darüber, welche Zuständigkeiten für die zahlreichen, weiträumig betroffenen Nebenstraßen – eigentlich im Zuständigkeitsbereich des Bezirks! – „der Senat“ konkret „an sich gezogen hat“, ist der Bezirk aber bisher schuldig geblieben. Sachorientierung, die wir anstreben und immer angestrebt haben, bedeutet auch, Zuständigkeiten (und Unzuständigkeiten) klar und damit rechtssicher zu kommunizieren. Es geht hier nicht zuletzt um die Frage von Verantwortung!
Für uns heißt das aber jetzt, dass wir die Aktion bis auf Weiteres absagen. Wenn eine explizit nicht-politische Aktion von manchen Behörden derart politisch aufgeladen wird, dann müssen wir uns überlegen, welche Aktionen in so einem Klima angemessen sind. Bislang werden wir nur die Absage und die Gründe dafür an die Presse weiterleiten und eventuell einen Pressetermin vereinbaren, wo Eltern zu Wort kommen und über die prekäre Lage ihrer Kinder berichten.
Wir laden hiermit alle Eltern ein, sich an uns zu wenden, wenn sie Interesse haben, daran teilzunehmen und bereit sind, sich ablichten zu lassen. Sollten Bedenken sein, das eigene Kind mit auf dem Foto zu haben, finden sich bestimmt kreative Wege (mit Masken o.ä.) zum Anonymisieren.
Wir danken jenen, die bereits Engagement gezeigt haben und danken ausdrücklich auch der Polizeidirektion Abschnitt 26, deren Leiter uns mit offenen Armen empfangen und nicht nur persönlich voll hinter der Aktion gestanden hat. Wir danken auch den vielen Helfern und Mitstreitern, die geholfen haben, dass die Planung dieser Aktion überhaupt so weit kommen konnte.
Wir danken auch den Kitas und Schulen, die konstruktiv kreativ mit dem Thema umgegangen sind und die Aktion unterstützt haben.
Nicht nur Schulkinder haben bei diesem Verkehrsaufkommen ein Problem auch Senioren und alle Anwohner der Wiesbadener Straße und den Nebenstraße sind vom Verkehrsaufkommen genervt. Die Wohnqualität im Kiez ist unter dem Gefrierpunkt angekommen.