Im Umgang mit der Frage, ob und wie der Tunnel Schlangenbader Straße saniert werden muss oder nicht, gab es in den vergangenen Monaten vom Senat die wildesten Spekulationen über die Notwendigkeit und die Kosten einer solchen Sanierung. Bis zu 50 Millionen Euro werden genannt. Die Notwendigkeit wird von manchen Parteien ignoriert oder sogar gleich komplett negiert.
Wie so oft findet sich in der (jüngeren) Geschichte dazu aber ein sehr deutliches Schreiben vom 08.September 2014, verfasst von Herrn Christian Gaebler, unserem heutigen Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen:
https://www.parlament-berlin.de/ados/17/Haupt/vorgang/h17-1609-v.pdf
Bereits 2014 kam Herr Gaebler zu dem Schluss, dass eine Sanierung aufgrund der Mängel unumgänglich wäre. Eine Sperrung aber ebenfalls nicht in Frage komme, da die „Verkehrsbelastung […] durch das im Tunnelumfeld befindliche Straßennetz nicht bewältigen (ließe)“. Damals prognostizierte man für das Jahr 2025 eine Belastung von gut über 30.000 Kfz „für einen durchschnittlichen Tag“ und zwar pro Richtung, damit also insgesamt über 60.000 Kfz jeden Tag! Durch die Zahlen aus 2019 wissen wir, dass diese Zahlen nicht übertrieben sind und mit damals knapp 50.000 Kfz pro Tag schon fast erreicht wurden.
Unsere eigene Zählung nach der Sperrung kann die Annahme, dass unser Straßennetz diese Last nicht tragen kann, nur bestätigen.
Die Kosten wurden damals auf insgesamt rund 23,5 Millionen Euro beziffert und man ging davon aus, dass 2019 die Maßnahmen abgeschlossen sein werden. Darüber hinaus errechnete man eine deutliche Senkung der Instandhaltungskosten durch diese so notwendige technische Erneuerung des Tunnels Schlangenbader Straße, was mittel- und langfristig den Haushalt Berlins entlastet hätte.
Um dem noch die Krone aufzusetzen wurde festgestellt, dass für Maßnahmen in einem Umfang von 10,4 Millionen Euro Fördermittel des Bundes, der sogenannten „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GWR)“, bereitgestanden hätten und 2014 sogar schon beantragt wurden. Demzufolge hätte das Land Berlin nur die restlichen gut 13 Millionen Euro aufwenden müssen, um die Sanierung / technische Erneuerung zu bewältigen.
Warum dies nicht geschah, bleibt ein Rätsel. Die Beschlüsse aus den Folgemonaten und -Jahren sprechen jedenfalls nicht von einer echten Abkehr dieses Vorhabens. Stattdessen wurde gezögert und hinausgeschoben. Mit dem Ergebnis, dass neuerdings von 32,5 Millionen Euro für die Sanierung veranschlagt werden. Also 9 Millionen Mehrbelastung als wenn man bereits 2014 die längst gemachten Pläne verwirklicht hätte. Im Ergebnis sehr viele verpasste Chancen und ein politisches Zögern, dass neben der massiven Belastung für Verkehr und Anwohner durch die übereilte Sperrung, nun auch klar finanziellen Schaden für Berlins Bürger bedeutet hat. Es wird Zeit, dass die nun erneut angekündigte Sanierung endlich ernsthaft durchgesetzt wird.
Und abschließend zum Thema (hätte, hätte,) Fahrradkette: Wenn der Verkehr hier wieder normalisiert ist, trauen sich in der Nachbarschaft bestimmt auch wieder mehr Menschen aufs Fahrrad, was dem Klima gut tut, den Menschen und dem Verkehr in dieser Stadt.